Homeschooling – Hausunterricht für Mädchen ab dem 7. Schuljahr in Kabul

22 Jan

Mit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan in 2021 ist seit dem 23. März 2022 den Mädchen der Sekundarstufe verboten, ihre Schulen zu besuchen.

Diese Verletzung des Grundrechts auf Bildung wollen die Mädchen und ihre Familien nicht hinnehmen. Wer es sich erlauben kann, erhält online Unterricht.

Aber die Mehrheit der Familien kann sich das nicht erlauben.

AFGHAN e.V. will deshalb Initiativen unterstützen, die den Mädchen den Zugang zu Bildung durch Privatunterricht trotzdem weiter ermöglichen. Hashema Hashemi (Vorstandsmitglied) organisiert gern dieses Projekt, denn sie selbst hat unter den Taliban für 5 Jahre auf diese Weise Unterricht bekommen:

Sie weiß wie das geht.

Bereits im Juni 2022 steht sie im Kontakt zu mehreren Familien in Kabul, die sich um Unterricht für ihre Mädchen in privatem Umfeld bemühen. Die meisten Schülerinnen kommen aus Familien mit mittlerem und niedrigem Einkommen.

Die Familien haben Angst, aber der starke Wille zur Bildung ihrer Töchter ist stärker.

Das Projekt in Kabul ist sehr gut angelaufen.
Der mit den Lehrkräften verabredete Zwischenbericht lässt einen weiteren erfolgreichen Verlauf des Projekts – besonders beachtenswert aufgrund der sehr schwierigen Sicherheitslage – erwarten.
Die Lehrer sind ein großes Risiko eingegangen, aber, so sagen sie – ohne Risiko kann man in Afghanistan gar nichts machen. Sie hatten 2 Kontrollen durch die Taliban, wurden aber rechtzeitig gewarnt. So gab es bisher keine Probleme außer der immer präsenten Angst.
Die Eltern der Schüler sind mit der Unterrichtsqualität der Lehrer zufrieden und immer mehr Familien versuchen, dieses Programm in Anspruch zu nehmen.

Projektbericht – erstellt durch die Lehrkräfte im Oktober 2022*

Das Projekt hat am 1. Juli 2022 begonnen und die Schüler nehmen mit großer Begeisterung am Unterricht teil.

Das Projekt bietet eine große Chance für Kinder, die aufgrund der Taliban-Übernahme vom Schulbesuch ausgeschlossen sind, wieder eine Schule zu besuchen. Das Projekt bietet Schülern beiderlei Geschlechts (ca. 1/3 Jungen, 2/3 Mädchen) aus einkommensschwachen Familien die Chance, eine Schulbildung zu erhalten.

Die Lehrkräfte stellen das tägliche Lehrprogramm entsprechend den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Schüler zusammen. Die Eltern sind mit der Unterrichtsqualität sehr zufrieden. Somit versuchen immer mehr Familien von diesem Programm zu profitieren.

Aber aus Sicherheitsgründen und um die Lernziele zu erreichen, wird die Zahl der Schüler auf 38 begrenzt.

Die Klassen werden drei Stunden täglich in verschiedenen Fächern unterrichtet, wie Mathematik, Englisch, Dari-Literatur, Kunst, Sport und religiöse Informationen. Es werden zwei Räume für 60 € monatlich angemietet.
Dennoch ist der Unterricht für diese Schüler kostenlos.

Darüber sind die Schüler und die Eltern glücklich, dankbar und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass dieses Lernprogramm fortgesetzt werden kann.

Zainab zum Beispiel, ein 18-jähriges Mädchen, das ihren Vater bei einem Sicherheitsvorfall in Kabul verloren hat, sagt, dass sie vor der Machtübernahme der Taliban viele Träume hatte, aber danach war sie um ihre Zukunft besorgt. Sie äußert sich wie folgt: „Meine Familie hat nicht genug Einkommen, um mir den Besuch eines Privatkurses zu finanzieren.“ Seit dem Tag, an dem sie von ihren Familien und Freunden über dieses Programm informiert wurde, dass die Kurse kostenlos angeboten werden, sagt sie: „Ich bin hoffnungsvoll, ich bin glücklich, dass ich weiter lernen kann, damit ich eines Tages meine Ziele erreichen kann.“

Bashira, eine weitere Teilnehmerin, sagt: „Seit dem Tag, an dem die Taliban die Schulen für Mädchen geschlossen haben, hat mich das psychisch sehr mitgenommen, ich bin deprimiert, weil ich zu Hause bleiben musste und auch aus finanziellen Gründen ist meine Familie nicht in der Lage, diese privaten Kurse zu bezahlen. Aber heute bin ich hoffnungsvoll, denn ich habe die Möglichkeit bekommen, in diesem Programm kostenlos weiter zu lernen. Sie sagt, dass sie auch ihre Freunde über dieses Programm informiert hat.

Deeba ist 16 Jahre alt und besuchte vor der Machtübernahme durch die Taliban die 8. Klasse der Schule. Sie sagt: „Ich habe vorher nie einen Privatkurs besucht, weil meine Familie nicht genug Geld hatte, um mein Lernen nach der Schule zu finanzieren. Aber ich habe immer gerne Englisch gelernt und meine mathematischen Fähigkeiten verbessert.“ Jetzt ist sie dankbar für dieses Programm, weil sie Englisch lernen und ihre mathematischen Fähigkeiten verbessern konnte.

Die Klassenlehrer und die Familien der Teilnehmer bewerten die Auswirkungen dieses Programms auf die Kinder als nützlich und schlagen vor, solche Programme fortzusetzen, um die Schulkinder in Afghanistan zu fördern.

Einerseits ermöglichen solche Programme Jungen UND Mädchen, eine normale Schulbildung zu bekommen und anderseits wird damit der soziale Kontakt unter den Kindern erhalten.

Die Lehrkräfte und die Eltern hoffen auf eine Fortsetzung der finanziellen Unterstützung zur Fortsetzung dieses wertvollen Programms.

 

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*Aus Sicherheitsgründen werden keine Photos aus der Unterrichtssituation hinzugefügt