Eindrücke aus Afghanistan (2004)

8 Okt

Hallo ihr Lieben!

Die Flugzeuge hier fliegen wie sie wollen. Deshalb können wir auch noch nicht sagen, wann wir zurückkommen. Der Flug, für kommenden Mittwoch gebucht, wird, wie wir gehört haben, keine Starterlaubnis von den Amerikanern bekommen.

Aber zunächst einmal: Uns geht es gut! Durch die vielen freundlichen Menschen, durch unser gutes Verstehen untereinander und durch Safis fantasievolles, lustiges „auf Menschen zugehen“ ist dies eine ausgesprochen witzige mit viel Lachen begleitete Reise. Safi ist gebürtiger Afghane und wir haben zusammen den Verein (Afghan e. V.) gegründet, er spricht natürlich perfekt Dari, eine der großen Landessprachen und kann arabisch lesen und schreiben.

Ohne unser vieles Lachen würden wir bald genau so grau aussehen wie diese Welt hier. Es ist deprimierend, die Armut zu spüren. Die Menschen sind froh, dass im Moment kein Krieg herrscht.

Eindrücke

 

Als wir vor 5 Tagen mit dem Taxi von der usbekischen Grenze (50 km durch die Wüste) Mazar-E Sharif ankamen, wurden wir erst mal an einer Militärstation (mitten in der Stadt ein kleiner Hinterhof) abgesetzt und von dort aus zu unserer ersten Anlaufstelle, dem Präsidenten für Landwirtschaft, gefahren. Die Militärstation, das waren Leute von seiner Seite, heißt es. Das ist in Sachen Sicherheit hier sehr wichtig. Eigentlich sollte auch sein Chauffeur uns an der Grenze abholen, aber der „Dödel“ hat uns nicht gefunden. Ich glaube der hat geschlafen, als wir kamen. Stattdessen kostete uns das Taxi 10 $.

Hillis Verkleidung hier in der Hitze machte ihr ganz schön zu schaffen. In Kabul verzichten aber die meisten Frauen auf das „Nonnendress“. Sie tragen oft ein Tuch auf dem Kopf, immer aber auf der Schulter.

Fahrräder

Ja, Ihr seht, wir haben die Grenze zu Afghanistan überwunden, sind tatsächlich auf dem Landweg mit einem Taxi nach Kabul gefahren. Die Leute, zu denen wir in Mazar-i-Sharif Kontakt hatten – u.a. der Landwirtschaftspräsident der Provinz Mazar und eine Cousine von Safi – haben uns dazu geraten.

Da der Tunnel am Salangpass erst ab 18.00 geöffnet ist – über Tag wird dort gebaut – sind wir erst um 21.00 in Kabul angekommen. Ich hatte Bedenken wegen der Fahrt in der Dunkelheit, hätte mir aber viel mehr Sorgen wegen des Kamekaze-Fahrers machen sollen. Trotzdem sind wir nach 9 Stunden mit durchgeschütteltem Hirn gut in Kabul angekommen:

Nach dem deprimierenden und unendlich staubigen Mazar-i-Sharif und Balkh fuhren wir durch ein wunderschönes grünes Tal – Reisanbau ohne Ende. Hier hatte ich wieder gute Laune, denn hier spürte man Leben, nicht nur Überleben.

Die Passstraße ist erst seit 3 Wochen sicher. Vorher wurde man oft von Wegelagerern angehalten und ausgeraubt – insbesondere nachts. Unser Taxifahrer, der seit 20 Jahren täglich diese Strecke fährt – sofern sie nicht gesperrt ist, konnte ein Lied davon singen.

Heute haben wir unser neues Projekt besucht: ein Dorf, zwei Stunden von Kabul entfernt, nur über elend staubige und schrecklich steinige Straßen zu erreichen. Aber am Ende erwartete uns auch hier eine grüne Oase.

UNICEF hat hier Wasserquellen erschlossen. Bis hierher ist keine der Kriegsparteien gekommen, keine Toten oder schwerverletzte Mienenopfer zu beklagen. In diesem Dorf mit seinen 17 Ortsteilen soll eine Mädchenschule gebaut werden. Ein romantisches Treffen mit den 25 Ältesten der Orte unter Apfelbäumen – natürlich nur Männer! Eine sehr beeindruckende Sitzung.

Lehrer unter Bäumen

Wir werden versuchen, die Vermittlung an Hilfsorganisationen zu übernehmen. Mal sehen was daraus wird.