Sicherheit und Ängste im Dorf in 2013
Aus Sicherheitsgründen konnte die Schule in 2013 nicht besucht werden. Der Hauptlehrer Doud selbst fühlt sich sehr unsicher, zu Fuß vom Berg herunter in die Stadt zu kommen, nicht nur wegen seiner eingeschränkten Sehkraft (er hat ein Auge verloren) und seiner Bewegungseinschränkung (Beinamputation), sondern weil er Angst hatte, von den Taliban bedrängt und bedroht zu werden.
Lehrer Doud kann das Leporello mit Bildern von den Aktivitäten der jungen Berliner Vereinsmitglieder, das Ahmet Karabulut in Berlin für ihn angefertigt hat, nicht mit ins Dorf nehmen. “Wenn die Taliban das entdecken, bringen sie mich um“ (Mai 2013).
Während des Treffens in Kabul erfuhren wir von ihm, dass auch in SW das Schuldach undicht und damit renovierungsbedürftig ist. Dieses Dach benötigte nur eine einfache neue Abdichtung. Dies konnte mit Unterstützung von AFGHAN e.V. noch vor dem niederschlagsreichen Winter erledigt werden.
Darüberhinaus wurde die Idee entwickelt, auch in SW Nähunterricht für die Frauen zu organisieren, um ihnen, insbesondere den Witwen des Dorfes, einen ersten Schritt in die eigene Erwerbsmöglichkeit zu eröffnen. Inzwischen wurde ein Nählehrer gefunden, der den Unterricht für die Frauen erteilen kann. An diesem Kurs sollen im Frühjahr 2014 sieben Frauen teilnehmen.
Der Erhalt der Schule
Die Sanierung der Brücke nach Shinwarie hat Afghan e.V. veranlasst und finanziert. Nun ist die Überquerung über den Kabulfluss – der einzige Zugang zur Verbindungsstraße nach Kabul – wieder gefahrlos möglich.
Eine größere Sanierung der Schule in Shinwarie muss zurückgestellt werden: Bei jeder umfassenden Erneuerung wird von den kontrollierenden Taliban eine Unterstützung durch das Ausland vermutet. Infolgedessen müssen die Verantwortlichen mit Sanktionen rechnen.
Daher warten wir ab.
Zusammenarbeit mit den Lehrern in 2015
Die Zusammenarbeit mit den Lehrern in Shinwari gestaltet sich zunehmend schwierig:
– Das in 2013 verabredete Projekt Schülerkleidung harrt der Umsetzung: Es liegen noch keine Photos und detaillierte Angaben zur Schülerkleidung für die Jungen und Mädchen vor.
– Zu dem vereinbarten Kunstprojekt (Schülerzeichnungen für einen Jahreskalender 2016) gibt es keine Rückmeldungen.
– Entgegen der mündlichen Vereinbarung fehlen die Jahresberichte der Lehrer, die Prüfungsergebnissen der Schüler und Berichte über die Schüler – und Lehrersituation im Dorf.
Javid wird im Rahmen seiner diesjährigen Reise nach Kabul Kontakt zu einer NGO in Kabul aufnehmen, die mit Afghan e.V. kooperiert, um die Kontakte nach Shinwari zu verbessern. In diesem Jahr zeigte sich einmal mehr, was der Slogan bedeutet: „Entwicklungszusammenarbeit aushalten“. Denn in Afghanistan ticken die Uhren anders, die Probleme sprechen eine andere Sprache, Misstrauen zwischen den Menschen scheint den Alltag zu bestimmen: Anstelle klärender Kommunikation haben Gerüchte in den Dörfern deshalb Hochkonjunktur.
Aber wir orientieren uns an dem afghanischen Sprichwort:
„Über jeden Berg führt ein Weg“